Familie, Gemeinschaft und Zusammenhalt
Oder: „Ich bin eigentlich nie aus der Jugendfeuer rausgekommen“
Uthwerdum. Am vergangenen Samstag, den 15.03.2025, fand die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Uthwerdum statt. Ortsbrandmeister Dennis Uschmann begrüßte neben Vertretern aus Politik, Verwaltung und Kirche außerdem Regierungsbrandmeister Erwin Reiners, welcher zum ersten Mal an einer Uthwerdumer Jahreshauptversammlung teilnahm.
Uschmann ließ das abgelaufene Dienstjahr 2024 in seinem Bericht Revue passieren und berichtete von einer starken und aktiven Mitgliederzahl. So konnte die Freiwillige Feuerwehr Uthwerdum per 31.12.2024 102 Mitglieder vorweisen – davon 55 aktive Einsatzkräfte. Besonders hervorzuheben sei hier laut Uschmann der hohe Frauenanteil von über 30% – eine sehr positive Bilanz, vor allem im Blick auf den bundesweiten Durchschnitt von gerade einmal 10%.
Uschmann berichtete stolz von der engagierten Arbeit der Kinder- und Jugendfeuerwehrteams; so gab es in 2024 bereits erste Überstellungen aus der Kinder- in die Jugendfeuerwehr. Die Nachwuchsförderung sei vor allem im Hinblick auf den Brandschutzbedarfsplan in den nächsten Jahren entscheidender den je. In diesem Zusammenhang bedankte sich Uschmann bei der Gemeinde für die Unterstützung der Einsatzkräfte, etwa durch die Kooperation mit dem Firmenfitness-Anbieter Hansefit oder der Kostenübernahme beim Erwerb des LKW-Führerscheins.
Gefordert waren die Einsatzkräfte laut Uschmann in 2024 bei über 30 Einsätzen. Einige dieser Einsätze, wie etwa die Hochwasserlage am Großen Meer gleich zu Beginn des Jahres, waren fordernd und kräftezehrend. Leider gab es in 2024 laut Uschmann auch intensive und belastende Einsätze, nach deren Ende Gespräche mit Seelsorgern erforderlich gewesen seien. Uschmann bedankte sich an dieser Stelle beim PSNV-Team (Psychosoziale Notfallversorgung) der Feuerwehr Norden sowie dem Pastorenehepaar Düring-Hoogstraat aus Victorbur für die professionelle Begleitung.
Abschließend bedankte sich Uschmann beim Rettungsdienst, der Polizei und den anderen Feuerwehren für die respektvolle und gute Zusammenarbeit. Weiterhin bedankte er sich bei der Gemeinde, der Verwaltung und besonders Bürgermeister Thomas Erdwiens für die Unterstützung und dem Interesse an der Arbeit der Südbrookmerlander Feuerwehren.
Jugendfeuerwehrwart Benjamin-Vincent Müller schloss an Uschmann an und berichtete von einem spannenden Jahr 2024. Nachdem das „Corona-Tief“ überwunden war und sich der Dienstbetrieb wieder eingependelt hatte, starteten die Jugendlichen wieder durch. Die Jugendlichen freuten sich laut Müller sowohl über theoretische als auch praktische Dienste; Highlights in 2024 waren sicherlich das Gemeindezeltlager in Wiegboldsbur von Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie der Besuch der Oldenburger Berufsfeuerwehr mit anschließender Übernachtung.
Müller schloss sich dem Dank Uschmanns gegenüber der Gemeinde an und freute sich über den Umstand, dass die Kinder- und Jugendfeuerwehr im alten Uthwerdumer Feuerwehrhaus ein neues Quartier beziehen und sich dort einrichten konnten. Dieser räumliche Zugewinn sei nicht nur für die Jugendlichen eine ganz besondere Wertschätzung.
Ganz besonders freute sich Müller über die gute Zusammenarbeit mit der Kinderfeuerwehr: die Überstellung von der Kinder- in die Jugendfeuerwehr liefe laut Müller dank Kinderfeuerwehrwart René Hinrichs und dessen Team reibungslos ab. Die Jugendlichen, die ihrerseits beim Erreichen des entsprechenden Alters in die Einsatzabteilung wechseln, bilden laut Müller so das Fundament für die Zukunft der Uthwerdumer Feuerwehr.
Weiterhin dankte Müller seiner Stellvertreterin Lisa Saathoff, den Eltern der Jugendlichen sowie den Betreuern für die Unterstützung und das Teamwork. Seine Rede beendete Müller mit dem Hinweis, dass dies sein letzter Auftritt in der Funktion des Jungendwartes gewesen sei; Müller steht für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung und möchte sich anderen Aufgaben zuwenden. Wehmütig blickte er auf seinen Werdegang zurück und berichtete lachend, dass er mit zwölf in die Jugendfeuer eingetreten war und nun – mit Mitte 30 – aufgrund der Funktionen als Betreuer oder Jugendwart im Laufe der Jahre nie aus der Jugendfeuerwehr rausgekommen sei.
Kinderfeuerwehrwart René Hinrichs folgte Müller und berichtete von den Tätigkeiten der Kinderfeuerwehr im abgelaufenen Jahr. Die Uthwerdumer Feuerfüchse, wie sich die Kinder nennen, erfreuten sich großem Zuwachs. Leider müssen laut Hinrichs immer wieder Kinder und Eltern enttäuscht werden – die Warteliste der Uthwerdumer Feuerfüchse ist lang.
Neben teambildenden und pädagogischen Spielen waren laut Hinrichs das Zeltlager in Wiegboldsbur sowie die Abnahme der Brandfloh-Auszeichnung Highlights in 2024.
Hinrichs bedankte sich bei seiner Stellvertreterin Imke Thedinga, dem Betreuerteam sowie den zahlreichen Helferinnen und Helfern für die Unterstützung im abgelaufenen Jahr. Er freue sich über die gute Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr und den engagierten Nachwuchs-kräften von morgen. Sein größter Dank galt den Kindern selbst, denn ohne deren Interesse, Lerneifer oder Entdeckergeist sei die Arbeit nicht so erfüllend, wie sie für die Beteiligten ist.
Im Anschluss an die Berichte von Uschmann, Müller und Hinrichs folgten die Ernennungen und Beförderungen. Martina Einnolf und Yvonne Leu wurden zu Anwärterinnen ernannt. Sie starten in den kommenden Wochen mit der modularen Grundausbildung.
Alena Harms, Mirja Heisig, Melina Poppinga, Thomas Goldenstein und Jannes Ulrichs wurden zu Feuerwehrfrauen und -männern befördert. Sie haben bereits in kürzester Zeit Teile der modularen Grundausbildung sowie den Sprechfunkerlehrgang absolviert und wurden von Uschmann für ihren Eifer gelobt – waren sie doch die ersten Kameradinnen und Kameraden der Uthwerdumer Wehr, die die Lehrgänge nach der Reform des Ausbildungssystems in 2024 besuchten und erfolgreich hinter sich brachten.
Dominik Ennen, Justin Meyer und Leon Schulze wurden zu Oberfeuerwehrmännern befördert. Uschmann lobte Meyer und Schulze für ihr Engagement – durch Unterstützung und Mitwirkung bei Kinder- und Jugendfeuerwehr konnten beide in 2024 rekordverdächtige Stundenzahlen vorweisen.
Lea Müller wurde zur Hauptfeuerwehrfrau befördert. Müller ist neben dem Dienst- und Einsatzgeschehen außerdem als Betreuerin in der Kinderfeuerwehr aktiv. Weiterhin hat sie den Posten der Sicherheitsbeauftragten inne.
Ina Dirksen wurde zur Oberlöschmeisterin befördert. Dirksen hat die Posten der Pressesprecherin sowie der Gruppenführerin auf dem Einsatzleitwagen (ELW 1) inne. Bei der Beschaffung des neuen ELW ist Dirksen ebenfalls involviert; dieses ist bereits bestellt und wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres ausgeliefert.
Im Rahmen der Ehrungen wurden anschließend vier Kameradinnen und Kameraden für die Zeit ihrer Mitgliedschaft geehrt.
Thomas Gruben, dessen Feuerwehrlaufbahn in Wiegboldsbur seinen Anfang nahm, wurde für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Gemeindebrandmeister Focko Westerbur betonte, dass beinahe die gesamte Familie Gruben in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sei und er somit tief mit der Feuerwehr verbunden sei.
Ihno Müller wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Uschmann berichtete im Rahmen der Laudatio, dass Müller bereits als kleiner Junge bei Wettkämpfen der Einsatzkräfte mit einer eigens dafür von seiner Mutter genähten „Einsatzkleidung“ als „Maskottchen“ mit von der Partie war. Auch seine ganze Familie engagiert sich bereits in mehreren Generationen bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Frederike „Fidi“ Melles wurde ebenfalls für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Im Rahmen ihrer Laudatio beschrieb Uschmann ihren Werdegang und berichtete, dass Melles damals zu den ersten Frauen gehörte, die Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Uthwerdum wurden. Damals noch heiß diskutiert ist das Thema Frauen in der Feuerwehr heute selbstverständlich geworden. Uschmann bedankte sich bei Melles, die sich sich damals gemeinsam mit den anderen als Pioniere für Frauen in der Feuerwehr stark gemacht hatten.
Thomas Grieseke wurde für seine 50-jährige Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr geehrt. Sein Werdegang begann in einem anderen Bundesland, denn Griesecke stammt ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. Während seiner aktiven Mitgliedschaft erlebte Griesecke laut Uschmann viele Verkehrsunfälle, denn seine alte Feuerwehr, der Löschzug Weilerswist, liegt direkt an der A1. Griesecke ist seit einigen Jahren Mitglied der Ehrenabteilung und freue sich nun über die gemütlichen Treffen und den regen Austausch.
Bürgermeister Thomas Erdwiens richtete als erster Gast das Wort an die Versammelten und dankte den Einsatzkräften für ihre Engagement in diesem seiner Meinung nach sehr wichtigen Ehrenamt. Er freue sich, dass es in Zeiten der Krisen, Unsicherheiten und Risiken auch Kräfte gäbe, die dort helfen, wo andere nur um Hilfe bitten.
Erdwiens betonte, dass sich die Gemeinde seiner Meinung nach auf die Südbrookmerlander Feuerwehr verlassen könne – Möglichkeiten wie Hansefit oder die Übernahme der Führerscheinkosten seien in seinen Augen ein Ausdruck der Wertschätzung den Ehrenamtlichen gegenüber.
Erdwiens bedankte sich außerdem bei den Familien der Einsatzkräfte, da diese ebenfalls Kraft und Verständnis aufbringen müssten.
FULEA-Ausschussvorsitzender Johann Schoolmann schloss sich dem Dank des Bürgermeisters an und berichtete aus der Arbeit des Ausschusses. Er blicke – vor allem im Hinblick auf den Bau der Zentralklinik – gespannt in die Zukunft.
Er sei optimistisch, dass die Südbrookmerlander Feuerwehren dieser Herausforderung gewachsen seien.
Uthwerdums Ortsvorsteher Gerold Meyer, der ebenfalls Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Uthwerdum ist und viele Jahre das Amt des Ortsbrandmeisters innehatte, berichtete in seiner Ansprache von den Umständen, die ihn seinerzeit in die Politik getrieben hatten. Vor einigen Jahren, als das Uthwerdumer Feuerwehrhaus gebaut wurde, interessierte er sich immer mehr für die Abläufe der Politik auf Gemeindeebene. Nun sei er selbst Teil des Rates und Ortsvorsteher für Uthwerdum und habe viel Spaß an dieser Tätigkeit. Er bedankte sich abschließend bei Kinderfeuerwehrwart René Hinrichs für die gute Arbeit der Feuerfüchse und der damit verbundenen Mitgliedergewinnung.
Pastorin Andrea Düring-Hoogstraat sorgte gleich zu Beginn ihrer Ansprache für heiteres Gelächter: nachdem bereits so viele Kameraden und Gäste mit dem Vornamen Thomas vorne gestanden hatten könnte ihrer Ansicht nach der Eindruck entstehen, dass man Thomas heißen müsse, um Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr zu werden. Doch Düring-Hoogstraat schlug auch ernstere Töne an und berichtete von der seelsorgerischen Arbeit und der guten Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde, politischer Gemeinde und der Freiwilligen Feuerwehr. Sie stellte fest, wie viele Familien sich über mehrere Generationen hinweg engagierten und sprach in diesem Zusammenhang von „Feuerwehrfamilien“ und der großen Familie, die die Ehrenamtlichen bildeten. Sie sei davon überzeugt, dass Familie und Kameradschaft Hand in Hand gehen.
Polizeihauptkommissar Matthias Ebsen bedankte sich für die Einladung und gab den Dank für die gute Zusammenarbeit an der Einsatzstelle an die Kameradinnen und Kameraden zurück – der Zusammenhalt und die konstruktive Zusammenarbeit seien in seinen Augen heutzutage das Wichtigste.
Regierungsbrandmeister Erwin Reiners, der zum ersten Mal zu Gast bei einer Uthwerdumer Jahreshauptversammlung war, bedankte sich für die Einladung und berichtete von anstehenden Projekten auf Landesebene. Reiners erzählte von der Arbeit zum Thema Blackout und der geplanten Anschaffung von Löschgruppenfahrzeugen für den Zivilschutz (LF-KatS).
Sandsackmaschienen und mobile Deiche sollen außerdem bei zukünftigen Hochwasserlagen Abhilfe schaffen und zur Unterstützung und Entlastung der Einsatzkräfte eingesetzt werden. An dieser Stelle richtete Reiners einen klaren Apell an Bund und Länder, denn neben der Anschaffung solcher Fahrzeuge und Gerätschaften bedarf es außerdem entsprechender Stellplätze.
Karl Töpfer, Abschnittsleiter Süd, berichtete unter anderem von Umbauarbeiten an der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Georgsheil und teilte abschließend mit, dass dies ebenfalls seine letzte Ansprache in Uthwerdum in der jetzigen Funktion sein würde – er lege sein Amt zum 31.12.2025 nieder und wolle die Gelegenheit nutzen, um sich noch einmal für die Zusammenarbeit zu bedanken.
Abschließend richtete Gemeindebrandmeister Focko Westerbur sein Wort an die anwesenden Gäste. Er berichtete von einer stabilen Mitgliederzahl auf Gemeindeebene und lobte die Nachwuchsgewinnung der Kinder- und Jugendfeuerwehr.
Besonders toll fand Westerbur den Umstand, dass nun nicht nur Eltern ihre Kinder zur Feuerwehr bringen, sondern auch die Kinder ihre Eltern mit zur Feuerwehr bringen würden – so habe es auf Gemeindeebene bereits einige Eltern gegeben, die dem Beispiel ihrer Kinder gefolgt und in die Feuerwehr eingetreten seien.
Westerbur bedankte sich bei Kinder- und Jugendfeuerwehr, den aktiven Einsatzkräften und der Ehrenabteilung und griff das Thema der „Feuerwehrfamilie“ abschließend noch einmal auf: die Freiwillige Feuerwehr zeige eindrucksvoll, wie Zusammenhalt und Engagement Generationen verbindet.
